Panik vor Hunden - was tun ?

Panik vor Hunden - was tun ?

Viele Menschen leiden unter einer unbegründeten Angst vor Hunden. Diese Angst schränkt auch ihre Lebensqualität ein. Was kann man tun?

Ein grosser Hund kommt Herrn M. entgegen. Schon wieder ist sie da, diese Angst. M. mag sich nicht erinnern, je schlechte Erfahrungen mit einem Hund gemacht zu haben. Trotzdem bricnung oder Betroffenheit und gehen mit ausgeprägten autonomen Veränderungen einher: Herzklopfen, Gefässveränderungen, Pupillenerweiterungen, Kälte- und Hitzeempfindungen, Zittern, Übelkeitsgefühle, Schweissausbrüche, gegebenenfalls auch Verlust der Schliessmuskelkontrolle, Veränderungen der Motorik, Erstarren (gelähmt vor Angst) oder Fluchtbewegungen können die Folgeht ihm der Angstschweiss aus, er muss die Strassenseite wechseln. Innerlich ist er mit sich, dem Hund, dem Hundehalter wütend: Wie kann ein grosser Mann wie er so panisch reagieren? Seine Angst hat auch bewirkt, dass er das Joggen aufgegeben hat. Jedes Mal diese Panik, wenn ein Hund in der Nähe ist. Jedes Mal diese Ohnmacht, Hund und Hunde­halter ausgeliefert zu sein. Die Angst der Menschen hat viele Gesichter. In unzähligen Untersuchungen ist über Angst geschrieben und gesprochen worden. Angst ist denn auch ein ernst zu nehmendes Gefühl. Aber was ist Angst eigentlich?Definiert wird die Angst als (<allgemeine umfassende Be­zeichnung für emotionale Erregungszustände, die auf die Wahrnehmung von Hinweisen, auf mehr oder weniger konkrete bzw. realistische Erwartungen oder allgemeine Vorstellungen physischer Gefährdung oder psychischer Bedrohung zurückgehen». Angstzustände äussern sich in Gefühlen der Span sein.Grundsätzlich werden in der Psychologie Angst und Furcht unterschieden. Wenn die Gefahrenquelle eindeutig zielgerichtet und lokalisierbar ist, so spricht die psychologische Terminologie von Furcht, beispielsweise die reale Furcht vor Hunden. Ist die Bedrohung hingegen ein Gefühl, das nicht genau definiert werden kann,  wie Angst vor Verlust, vor engen Räumen, Flugangst, Angst vor der Zukunft, Existenzangst, so spricht die Psychologie von Angst. Eine Phobie wiederum ist ein unbeherrschbarer, irrationaler Angstzustand, der sich in heftigen Vermeidungsreaktionen äussert und sich sowohl auf bestimmte Gegenstände wie Schlangen, Spinnen, aber auch Hunden sowie auch auf Situationen (Klaustrophobie) bezieht. Einer Phobie liegt in der Regel keine Ursache zugrunde. Hier handelt es sich bereits um Angstneurosen. Menschen, die unter einer solchen Phobie leiden, wie beispielsweise einer Hundephobie, sind in ihrer Bewegungsfreiheit drastisch eingeschränkt. Sie wagen sich auf keinen Spaziergang und machen schon von weitem einen „Bogen“ oder suchen panikartig einen anderen Weg, wenn sie nur schon von weitem selbst einen harmlos aussehenden Hund erblicken. Da nützt es nichts zu rufen: «Bleiben Sie ruhig stehen, er macht nichts!» Für Hundehalter ist es kaum nachvollziehbar, dass man ihren Liebling derart fürchten könnte.

Verschiedene Ursachen

Die Ursachen von Angst und Furcht können verschieden sein. Jeder Mensch kann auf irgend ein Erlebnis in seiner Kindheit oder Jugend zurück­blicken, das ihn mit Furcht oder Angst erfüllte. Deshalb ist anzunehmen, dass eine übertriebene Furcht vor Hunden auf ein eindrückliches Erlebnis in der Kindheit zurückzuführen ist. Andererseits könnte aber die Furcht vor Hunden im sozialen Umfeld der Familie zu finden sein. Beispielsweise, wenn Eltern Hunde absolut nicht mochten oder gar selbst Angst vor Hunden an den Tag legten. Auch kulturelle Hintergründe spielen eine Rolle, so galt beispielsweise im arabischen Raum und im Judentum ein Hund als schmutzig, da er seit Urzeiten als Unratvertilger herumlungerte oder als «böser» Bewacher gebraucht wurde. Selbst das Christentum übernahm einige der negativen Ansichten des Judaismus, allerdings wurde diese Haltung durch viele positiven Erzählungen und volkstümliche Überlieferungen stark gemildert. Häufiger wird der Hund im Christentum als treuer Begleiter angesehen, wie beispielsweise in der Legende aus der Bibel von «Tobit» und Tobias: Tobias, der seinem blinden Vater helfen will und für diesen als Schuldeneintreiber fungierte, war stets in Begleitung sei­nes treuen Hundes «Tobit». In anderen Religionen, wie beispielsweise im Hinduismus, wurde der Hund verehrt, denn die Hindus waren der Ansicht, Hunde hätten einen siebten Sinn und vermochten in die Zukunft zu sehen. Wie dem auch sei, es ist müssig, der Furcht oder der Angst vor Hunden auf den Grund zu gehen. Tatsache ist, dass es immer wieder Menschen gibt, die panische Angst vor Hunden haben, ohne zu wissen weshalb. Und dieser Tatsache gilt es Rechnung zu tragen! Vieles liegt also in den Händen von Hundebesitzern. Wie kein anderes Tier nehmen Hunde am gesellschaftlichen Leben der Menschen teil: Sie fahren mit in die Ferien, sie dürfen mit ins Hotel, in ein Restaurant, sie gehen mit Herrchen oder Frauchen in der Stadt spazieren, sie sind auch in Tram, Bus oder Zug anzutreffen. Es ist deshalb unumgänglich und gehört in jedes „Handbuch für Hunde­halter“: Hundehalter müssen die Angst der Mitmenschen respektieren. Sie sollen ihren Hund deshalb stets unter Kontrolle haben und es nicht zulassen, dass er jenen Menschen nahe kommt, die Hunde nicht mögen oder Angst haben.

Korrektes Verhalten

Hundeerziehung ist das halbe Leben. Eine solide Erziehung ist bei jedem Hund angebracht, dringend empfohlen aber bei grösseren Rassen. Ein Hund, der gehorcht, macht das Leben einfacher, für den Besitzer wie auch für die Mitmenschen. Den Hundehassern keine Angriffsmöglichkeit geben! Jogger und Passanten werden vom Hund weder angebellt noch angesprungen, klappt das noch nicht, gehört der Hund an die Leine. Toleranz auf beiden Seiten walten lassen! Bei gesteigerter Hundeangst ist guter Rat teuer. Durch die vielen Medienberichte im Zusammenhang mit Unfällen mit Hunden stellt der Hund, im Gegensatz zu einer Maus- oder Spinnenphobie, ein echtes Gefahrenpotential dar. Deshalb ist es auch schwieriger, einen Menschen mit einer Hundephobie zu therapieren. Dennoch, es gibt Hilfe und sie sollte auch in Anspruch genommen werden, genau so, wie wir Hilfe suchen bei einem körperlichen Schmerz. Als erste Massnahme sei diesen Menschen geraten, bei der Begegnung mit einem Hund und Hundeführer ruhig und sachlich ihre Angst mitzuteilen. So kann der verantwortungsbewusste Hundehalter schnell und gezielt handeln.
Sich Respekt verschaffen, ruhig bleiben und selbstsicher stehen bleiben sind wirksamere Methoden als ängstlich umkehren, davonrennen, einen Stock in der Hand schwingen oder sich zu verstecken suchen. Pöbeln und sich beschimpfen bringen Aggressionen. Ein Hund merkt sehr schnell, wenn etwas nicht stimmt, was ihn erst recht aufmerksam macht. Ausserdem spürt ein Hund mit sicherem Instinkt, wenn jemand Angst hat.

Geschichte einer Heilung

Eine junge Frau meldet sich bei einem bekannten Instruktor eines Hundevereins und erkundigt sich, ob sie einem der nächsten Erziehungskurse beiwohnen dürfte: Sie habe entsetzliche Angst vor Hunden. Wenn sie nur schon einen Hund von weitem erblicke, wechsle sie die Strassenseite und wage sich kaum auf einen Spaziergang. Sie leide unter diesem krankhaften Gefühl und möchte in einer Begegnung der Sache auf den Grund gehen, um vielleicht dieser Angst Herr zu werden. Eine Psychologin rät dem Trainer, die erste Begegnung ohne Hund durchzuführen. In einem zweiten Schritt besuchte die junge Frau eine Züchterin mit einem frischen Wurf. Zuerst konnte sich die Frau nicht überwinden, die Welpen auch nur zu berühren. Bei einem zweiten Besuch kamen die junge Frau und der Instruktor dazu, als ein Welpe eben mit der Flasche gefüttert wurde. Beim Anblick des trinkenden «Säuglings» entspannten sich die Gesichtszüge der Frau und wurden zusehends weicher. Kurze Zeit später fütterte sie den Welpen sogar selbst. Als die Welpen heranwuchsen, kam sie wieder, spielte mit ihnen, führte einen jungen Hund an der Leine, verspürte aber noch immer das ängstliche «Gruseln», Hunde zu berühren.Es vergingen Wochen, da kam die junge Frau erneut auf den Trainingsplatz. Es ging ihr besser, dennoch geriet sie leicht in Panik, als nach dem Unterricht alle Hunde frei herumtollten. Ein erneuter Besuch bei der Züchterin brachte Besserung. Monate zogen ins Land, die junge Frau tauchte nicht mehr auf. Bis eines schönen Tages im Herbst — der Unterricht hatte eben begonnen — stand sie wieder da. Diesmal in Begleitung ihres neuen Freundes, der seinen kleinen Hund an der Leine hatte...